Der Wald als interessante Rohstoffquelle
Schon unsere Vorfahren erkannten recht früh die Möglichkeiten des Baumes als Rohstofflieferanten. Früher waren die Verwendungsmöglichkeiten noch recht überschaubar: Man hat das Holz für das Bauen von Häusern, Tempeln, Palästen, Schiffen und zum Heizen und Kochen verwendet.
Im Laufe der Zeit ist das Einsatzspektrum durch die Technik und Chemie vielseitiger geworden.
Schon im späten Mittelalter begann man mit dem Anlegen von Wäldern als Monokultur, weil man unter anderem das Holz der schnell wachsenden Fichte im Bergbau oder das Eichenholz für den Schiffsbau brauchte.
Mittlerweile hat ein Umdenken stattgefunden. Heute wird auf die Verringerung bzw. Begrenzung von Monokulturen geachtet – soweit es die wirtschaftlichen Zwänge zulassen.
Möbel, Bauholz, Baumaterial und Kunst
Für die Herstellung von Möbeln wird oftmals Holz von Ahorn, Eichen und Buchen verwendet. Diese Holzarten haben von Natur aus eine besondere Holzhärte, Holzfarbe, Holzmaserung und weitere Eigenschaften, die sie für die Möbelproduktion besonders geeignet machen.
Für einfache Einsatzzwecke, wie zum Beispiel für Stützkonstruktionen und Schalungen, werden häufig Fichten und Kiefern als Bauholz verwendet. Diese Holzarten haben ein geringes Gewicht und sind kostengünstig.
Für das Drechseln und Schnitzen von Holzspielwaren, Räuchermännchen und Schwibbögen wird das Holz der Kirsche, Erle, Birke und Linde verwendet.
Spanplatten und Holzfaserplatten
Aus minderwertigem Holz (krumme Bäume, Äste) und aus Abfallholz (Restholz, Windbruch, Äste) lassen sich weitere Produkte herstellen. In Fabriken wird dieses Holz durch Kleben und Pressen zu Spanplatten und Holzfaserplatten weiterverarbeitet.
Holzkohle
Früher wurde Holzkohle für die Eisenverhüttung und die Glasherstellung verwendet – weil sich damit beim Verbrennen höhere Temperaturen erreichen ließen als mit Holz. Die Holzkohle wurde von einem Köhler in einer Köhlerei hergestellt. Er stapelte das Holz zu einem Mailer auf, legte dabei einen Feuerschacht und Luftschächte an und dichtete den Stapel mit Erde, Gras oder Moos ab. Dann entzündete er das Holz im Inneren des Mailers. Bei einer Temperatur zwischen 300 und 350 °C entsteht so Holzkohle.
Die Temperatur musste permanent vom Köhler überwacht und über den Feuerschacht und die Luftschächte gesteuert werden. Diese Herstellungsart war sehr langwierig und erforderte sehr viel Erfahrung des Köhlers.
Heute wird Holzkohle überwiegend aus Buchenholz durch Erhitzen in Metallöfen gewonnen. Die entstehenden Schadstoffe werden dem Rauchgas entzogen und anderswo weiterverwendet bzw. entsorgt.
Holzkohle wird als Brennstoff zum Grillen verwendet, zur Herstellung von Schwarzpulver und als Filterstoff für eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten.
Papier
Früher hat man beispielsweise auf Tierhäuten und Baumrinden geschrieben. Dies hatte aber zahlreiche Nachteile, zum Beispiel eine teure Herstellung bei kurzer Lebensdauer. Man erkannte schnell, dass man aus Holz und der daraus gewonnenen Cellulose Papier herstellen konnte. Heute werden die Holzstämme in Papierfabriken entrindet, zerkleinert und zermahlen. Der so entstehende Zellstoffbrei wird dann chemisch behandelt und in Papiermaschinen zu Papier geformt.
Kork
Kork wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen. Unter anderem wachsen die Korkeichen in Spanien und Portugal auf Plantagen. Bei der Gewinnung des Korkes wird die Rinde vom Stamm des Baumes abgeschält, der Baum bildet diese Rinde wieder nach.
Kork wird für Verschlüsse von Weinflaschen benutzt, als Pinnwand, Fußbodenbelag oder für Schwimmwesten.Gerbstoffe
Gerbstoffe werden für die Produktion von Leder benötigt. Zum Beispiel enthält die Rinde der Eichen und Fichten Gerbstoffe. Der Gerber zerkleinert die Rinde und kocht diese, danach werden die Tierhäute darin eingelegt. Dabei wandeln die Gerbstoffe die Tierhäute in Leder um.
Heute können die natürlichen Gerbstoffe durch chemische Gerbstoffe ersetzt werden.
Harz
Bäume liefern den Rohstoff Harz, ein zäher und gelblicher, teiltransparenter Baumsaft. Zur Gewinnung muss der Baum nicht unbedingt gefällt werden. Man kann Harz durch das Einschneiden der Rinde gewinnen, indem man es in einen Auffangbehälter fließen lässt. Dieses Harz kann man mit ein paar einfachen Zusatzstoffen gemischt zum Beispiel als Kleber oder Abdichtung einsetzen.
Heute wird das Harz in der chemischen Industrie eingesetzt und weiterverarbeitet.
Naturkautschuk
Naturkautschuk wird von tropischen Bäumen geliefert. Es ist ein milchig-weißer Baumsaft, der anstatt von Harz in der Rinde von tropischen Bäumen vorkommt. Naturkautschuk wird genauso wie Harz gewonnen und wird zum Beispiel für Autoreifen, Schutzhandschuhe, Kondome, Fetisch-Kleidung und Sexspielzeug verwendet.
Viskose
Aus Holz kann man beispielsweise auch wunderschöne Kleidung herstellen. Keine Angst, das Kleid besteht jetzt nicht aus einer Vielzahl von kleinen Holzplatten oder Holzstücken, obwohl es so etwas natürlich gibt, aber so etwas ist nichts für den breiten Massenmarkt. Gemeint sind natürlich Kleidungsstücke aus Viskose. Viskose wird aus Cellulose gewonnen, Cellulose wiederum kann aus allen Pflanzen gewonnen werden. Viskose ist heute eine wichtige cellulosische Chemiefaser mit einem hohen Einsatzspektrum. Cellulosische Chemiefaser klingt sehr chemisch und somit auch giftig, aber dem ist nicht so. Der Begriff beschreibt den Herstellungsprozess: Zellstoff wird unter Einsatz von Chemie in Viskose gewandelt.
Umwelttechnisch ist die Herstellung von Viskose sehr kritisch zu betrachten, es werden zahlreiche chemische Stoffe zum Einsatz gebracht, zum Beispiel Schwefelsäure (H2SO4), Natriumsulfat (Na2SO4) oder Zinksulfat (ZnCO4). Auch entstehen bei der Herstellung zahlreiche weitere Stoffe (als Abfallprodukt), wie zum Beispiel Schwefelwasserstoff (H2S) und Schwefelkohlenstoff (CS2). Diese chemischen Stoffe sind bei Einhaltung der technischen und Umwelt-Standards leicht handhabbar und stellen geringe bis keine Risiken für Umwelt und Mensch dar. Der Energieverbrauch und Wasserverbrauch ist bei der Herstellung von Viskose wesentlich geringer als bei Baumwolle und bei echten Synthetikfasern, die unter anderem aus Erdöl und Erdgas gewonnen werden.
Viskose hat, je nach Verarbeitungsform, viele nützliche Eigenschaften. Viskosefasern lassen sich hervorragend färben, gut bedrucken, zeigen besonders brillante Farben und die Färbung ist sehr langlebig. Viskose ist leicht, sehr atmungsaktiv, temperaturausgleichend und hat ein hohes Feuchtigkeitsaufnahmevermögen. Viskose reduziert elektrostatische Aufladung, ist angenehm auf der Haut zu tragen und fühlt sich dabei wie Baumwolle oder Seide an.
Viskose wird heute für sommerliche Bekleidung wie Kleider, Röcke, Hemden und Hosen verwendet. Auch können daraus Folien hergestellt werden.
Viskose ist in den USA als Rayon bekannt.